Die Stiftung PWG liefert in ihren Jahresberichten nicht nur Zahlen und Fakten, sondern behandelt jeweils auch ein Schwerpunktthema. Diesmal ist es die Waschküche. Ich durfte einen Bericht über die Geschichte des Waschens in Zürich und die schweizerische Besonderheit der gemeinschaftlichen Waschküche beisteuern. Eine äusserst spannende Sache! Unter anderem kommen im Beitrag das Waschschiff des grossen Gottfried Semper und die Erfindung der Waschmaschine durch die eher unbekannte Zürcherin Elisabetha Fridolina Dietrich vor.
Mit Sempers Waschschiff verhält es sich folgendermassen: Schon im 18. Jahrhundert gab es in der Limmat Waschschiffe, auf denen sich die Frauen einen Platz zum Waschen mieten konnten. Der Bootsbauer und Schifflivermieter Heinrich Treichler aus Wollishofen wollte die Sache nach 1860 etwas grösser aufziehen, und weil die Stadt das Projekt nur bewilligen wollte, wenn es «etwas Rechtes» sei, fragte Treichler den damals Besten an, Gottfried Semper, Erbauer der ETH und Professor daselbst. Semper baute einen schwimmenden Tempel, der wohl optisch überzeugen konnte, gleichwohl aber 1872 dem Bau des Quais weichen musste. Treichler schleppte den Tempel schliesslich nach Wollishofen, wo er zum Grundstein der dortigen Waschanstalt wurde.
Elisabetha Fridolina Dietrich hat 1904 tatsächlich die Waschmaschine erfunden und darauf ein Patent angemeldet. Allerdings war sie nur eine von vielen, die etwa auf die gleiche Idee kamen. Ihr System bestand aus einem Bottich mit zweiteiligem Deckel und einer Kurbel, mit der man die Wäsche in der Lauge bewegen konnte. Erste Waschmaschinen, die aussahen wie unsere heutigen, wurden erst in den 1930er-Jahren in den USA entwickelt, wurden dann aber sehr rasch auch von Schweizer Firmen produziert.
Hier geht es zum Jahresbericht mit der ganzen Geschichte (S. 26):
https://www.pwg.ch/download/228