Die Pfeile an der Dame zeigen, wo es früher ganz schrecklich ausgesehen haben muss: Die «unschönen Knochenvorsprünge» vor allem, an Wangen und Schultern, sind aber jetzt vollständig verschwunden. Überall Fettansatz, das schmächtige Aussehen hat «einer vollen, ebenmässigen Erscheinung Platz gemacht». Und das alles dank einem Bonbon, das man nach dem Essen noch vertilgen muss. – Das ist nicht Satire, nur ein bisschen alt. Die Anzeige mit der strahlenden Schönen, die sich über ihre gewonnenen 18 Pfund freut, ist 1929 in «Scherls Magazin» erschienen – einem bieder-braven Unterhaltungsmagazin, das vor allem Geschichten über schöne Frauen und Männer, dazu Rätsel, kuriose Erzählungen und Zeichnungen verschiedener Künstler publiziert hat. Der Jahrgang 1929 beginnt allerdings mit einem Bildbericht, der Schweizer Berggänger begeistern könnte: Es geht um die ersten Skitourenfahrer in den Alpen, die Fotos stammen zum grossen Teil vom Thalwiler Fotografen Jean Gaberell, der mit seinen zwei Bänden mit «Schweizer Bildern» grosse Erfolge feiern konnte.
Scherls Magazin hat aber auch eine düstere Seite: Es gehörte, wie so viele andere Presseprodukte, dem Medienunternehmer Adolf Hugenberg, der als Wegbereiter der Nationalsozialisten gilt und in Hitlers erster Regierung einen Ministerposten bekam. Man würde es dem Heft nicht anmerken, wenn man es nicht wüsste. Aber das war vielleicht gerade das Raffinierte an Hugenbergs Unterhaltungsmaschinerie.