Das Kunstmuseum Olten gehört wohl nicht zu den bekanntesten und renommiertesten Häusern der Schweiz. Und letztes Jahr drohten die Stadtoberen sogar mit dessen Schliessung. Schliesslich gab es auch beim Hallenbad und Anderem Abstriche. Das Museum blieb dann doch offen – und antwortete mit einer wundervollen Ausstellung über den noch nicht überall bekannten Ostschweizer Maler Adolf Dietrich (1877-1957). Als «Schweizer Rousseau» wurde er zu Lebzeiten verkauft – oder als «Holzfäller mit dem feinen Pinsel». Jenseits all dieser Klischees bietet die Ausstellung in Olten die Gelegenheit, Dietrich in sehr vielen seiner Facetten kennenzulernen. «Adolf Dietrich in seiner Zeit (und darüber hinaus)» wird versprochen – und weitgehend eingehalten. Sehr viele Zeitgenossen von Dietrich sind in der Schau auch zu sehen, von Niklaus Stoecklin bis Otto Dix. Es wird zwar nicht behauptet, dass diese Künstler Dietrich beeinflusst hätten, aber man will doch zeigen, in welchem Umfeld er sich bewegte. Das ist durchaus interessant und regt zu Diskussionen an, die – in meinem speziellen Fall – einen eher offenen Ausgang hatten ……
Bei meinem Besuch war in Olten gerade Chilbi. Das hiess, dass man sich zwischen den Ständen einen schmalen Durchgang zum Kunstmuseum suchen musste. Vor der Kunst kommt eben schon das Fressen! Die wenigen Besucherinnen und Besucher, die den Bratwürsten und Achterbahnen die Stille (und an diesem Tag auch extrem die Wärme) der Ausstellungsräume vorzogen, wurden nicht enttäuscht. Die Bilder Dietrichs sind immer ganz eigene Universen, die es im Detail zu entdecken gilt. Auf den ersten Blick sieht man ein paar Schilfstengel vor blauem See. Wenn man nähertritt, entdeckt man aber unzählige Käfer, Ameisen, Fliegen, die in aussergewöhnlicher Präzision auf die Stengel gesetzt worden sind. Nicht alles lebt, was man auf Dietrichs Bildern sieht: Vor allem die von Jägern erlegten Wasservögel, zu schönsten Stilleben drapiert, findet man in der Ausstellung immer wieder. Bilder und Zeitungsberichte zeigen, dass dies alles zu Dietrichs Leben gehörte. Immer wieder ging er mit den Jägern auf die Pirsch und hielt in seinen Bildern fest, was er sah.
Die Dietrich-Ausstellung ist, wie ich dem aufgelegten Informationsblatt entnehme, ein Glücksfall. Sie ist unter anderem dem Unstand zu verdanken, dass Dorothee Messmer, die Leiterin des Museums Olten, früher Kuratorin am Kunstmuseum Thurgau war und dort den Nachlass von Adolf Dietricht aufarbeitete. Natürlich war man deshalb auch gespannt auf den Ausstellungskatalog, der bei Scheidegger-Spiess erscheint. Die Publikation lässt allerdings ein bisschen auf sich warten; sie erscheint erst im September. Die Ausstellung aber, und darauf hinzuweisen ist der wichtigste Zweck dieses Textes, ist nur noch bis 30. August zu sehen. Also, nichts wie los nach Olten!