Architektur ist, wenn man trotzdem lacht

Klein_Gartenhaus

Der Eingang zur Tiefgarage. Hinten das Wohnhaus, rechts ein älteres Bürogebäude (Klicken für grösseres Bild).

Die meisten Architektinnen und Architekten, die ich kenne, sind witzige und humorvolle Menschen. Ihre Bauten aber sind immer ernst und bedeutungsvoll. Vermutlich erlauben sie sich nichts Humorvolles, weil sie befürchten, der Gag nütze sich bald einmal ab – was ja eine durchaus berechtigte Angst ist. Ihre Werke sind zwar nicht gerade für die Ewigkeit konzipiert, aber ein paar Jahrzehnte bleiben sie in der Regel schon stehen. Billige Witzchen sind da natürlich fehl am Platz. Wer will sich schon jahrelang denselben schlechten Witz erzählen lassen? Und doch wünscht man sich, dass auch Architekten in ihren Werken etwas Humor aufblitzen lassen, Ironie vielleicht sogar, spielerische Andeutungen. Beim Rundgang durch das neue Wohnhaus von Herzog & de Meuron in Uster bin ich immer wieder auf solche Elemente gestossen, die sehr lustig sind – aber natürlich, wie immer bei solchen Sachen, auch nicht jedermanns Geschmack. Im konkreten Fall hat sicher geholfen, dass Cristina Bechtler als Bauherrin den Architekten die volle gestalterische Freiheit zugestanden hat. Für einmal müsse sich ein Haus nicht dem Spiesser, sondern der Spiesser dem Haus anpassen, hiess es darauf bei den Architekten – die ja alle von derartigen Freiheiten träumen.

Ein wichtiges Thema im neuen Haus von Herzog & de Meuron ist die Einfachheit: Klare Formen, einfache Zimmer, Kippfenster ab der Stange, Standardausrüstung im Bad, billigste Betonschalungen. Erst beim zweiten Blick fallen die sorgfältig gestalteten Details und «Erfindungen» auf, die dann natürlich weit über das Standardmässige hinausgehen. Die Einfahrt zur Tiefgarage nimmt diese Ambivalenz auf und bricht sie ironisch: Man fährt nämlich durch ein Gartenhäuschen hindurch, das so aussieht, als habe man die einzelnen Elemente im Jumbo gekauft. Ein künstlich geschaffenes Hinterhof-Gehütt, aber natürlich ein sehr artifizielles. Ein augenzwinkernder Gag der Stararchitekten, der dem doch eher schweren Haus gleich etwas Leichtes, Verspieltes gibt. Und nützlich ist das Häuschen obendrein: Wer im Gemeinschaftsgarten gleich daneben gearbeitet hat, kann seine Werkzeuge in den Gitterboxen entlang der Garageneinfahrt verstauen.

Alt und Neu passen auch in den Bergen gut zusammen

Legler Aussicht klein

Die Legler-Hütte: Wunderbare Lage, tolle Aussicht (für grösseres Bild klicken!)

«Lage, Lage, Lage» ist natürlich auch bei den SAC-Hütten das wichtigste. Aber meist ist diese so perfekt, dass man kaum etwas ändern wollte. Die Legler-Hütte zum Beispiel, wunderbar gelegen in einer Runde von eindrücklichen (Glarner) Gipfeln, ringsherum ein paar Seelein – und natürlich schöne Touren von und zu der Hütte. Hier kann man aber auch Anderes zeigen: Viele SAC-Hütten sind in den letzten Jahren abgerissen und durch spektakuläre Neubauten ersetzt worden. Hier haben die Leute der aschmann ruegge architekten ag aus Glarus 2007 anders gehandelt und Neu und Alt nebeneinander gesetzt. Der neue Kubus ergänzt schön die alte Hütte, die natürlich auch ein bisschen auf Vordermann gebracht werden musste. Im Innern ist alles durchgängig: Der Eingang zum «Hotel» befindet sich zwar im Kubus, aber durch eine luftige Verbindung kommt man im oberen Stockwerk zu den Zimmern im alten Teil. Alles relativ schlicht, aber doch sehr gelungen.

Legler 2Beim Aufenthalt in der Legler-Hütte werden Erinnerungen wach an Hans Leuzinger, den wohl bedeutendsten Glarner Architekten des 20. Jahrhunderts. Auch er hat verschiedene Berghütten erbaut – unter anderem die Planura-Hütte, die wie die Legler-Hütte der SAC-Sektion Tödi gehört. Leuzinger rang bei seinen Projekten in den Bergen immer um das richtige Mass an modernen und traditionellen Elementen. Sein eigenes Ferienhaus «Uf dr Höchi» in Braunwald beurteilten manche Kollegen als «Corbusier-Haus». Vielfach aber musste er sich den traditionelleren Vorstellungen seiner Auftraggeber beugen. Es kam dann oft zu einer «fomalen Mischrechnung», wie es im 1993 erschienenen Ausstellungskatalog «Pragmatisch modern» hiess.