Am 11. November konnte ich in der Zentralbibliothek Zürich mein Säntis-Buch präsentieren. Weil das Referat im Rahmen der «Glanzlichter»-Ausstellung der Graphischen Sammlung der ZB stattfand, fokussierte ich vor allem auf Bilder und deren Hersteller, also die Kupferstecher, Maler und Fotografen. Für all jene, die es nicht einrichten konnten an diesem Abend sei hier ein Beispiel nachgeliefert, nämlich ein kurzes Porträt von Johann Baptist Isenring (1796-1860), der sich nicht nur einen Namen machte als Maler und eifriger Verleger von Druckgrafik, sondern auch als erster Profi-Fotograf der Schweiz. Isenring lernte zuerst Schreiner, ging auf Wanderschaft durch halb Europa und schlug sich als Vergolder und Flachmaler durch. Dank einem Stipendium von St. Gallen kann er schliesslich in München ein Kunststudium absolvieren. Bald macht er sich einen Namen mit Ansichten aus der näheren und weiteren Umgebung. In St. Gallen eröffnet er eine Kunsthandlung, die bald zur eigentlichen Manufaktur wird, in der Ansichten der touristisch interessanten Orte der Schweiz am Laufmeter entstehen.
1839 kam dann die Wende: Isenring erwarb sich die Rechte am Daguerrotypie-Verfahren, machte sich mit der neuen Technik vertraut und entwickelte sie bald entscheidend weiter. Damit wurde er zum ersten Daguerrotypisten der Schweiz. Nur ein Jahr später veranstaltete er sogar die erste Fotoausstellung weltweit – mit Ansichten, Porträts – und einem umfangreichen Katalog. Lang hielt es ihn nun nicht mehr in St. Gallen. Er konstruierte ein fahrbares Fotolabor, den «Sonnenwagen», wie er ihn nannte, und reiste damit durch die Schweiz und Süddeutschland, wo er sich jeweils als Porträtfotograf anpries. Es war ihm gelungen, die Lichtempfindlichkeit der Platten zu erhöhen, was ihm erlaubte, in kürzerer Zeit Porträts zu machen. 10 bis 15 Minuten hatten die Kunden aber immer noch stillzustehen oder -zusitzen, damit aus dem Porträt etwas wurde.
In seinen letzten Lebensjahren wandte sich Isenring von der Fotografie ab und vermehrt der Druckgrafik zu. Wieso, weiss man nicht genau. Vielleicht war im neuen Fach die Konkurrenz einfach zu gross geworden. Von seiner Druckgrafik gibt es unzählige Exemplare in fast allen Archiven der Schweiz. Sein fotografisches Werk ist aber fast ganz verschwunden.